20. Jahrhundert

Im Jahre 1900 begann das bis dahin immer wieder umgebaute Schulgebäude neu zu errichten, da ab 1910 auch die Kinder von Kleinhettstedt die Schule in Großhettstedt besuchten. Zur Schule gehörten auch Ländereien welche vom jeweiligen Lehrer selbst genutzt oder verpachtet wurden. Nach statistischen Angaben besuchten im Schuljahr 1938/39 22 Schüler aus Kleinhettstedt und 32 Schüler aus Großhettstedt die Schule. Im Folgejahr waren es 22 Schüler und 33 Schüler.

Am 16.06.1900 geraten die Höfe von Lämmerzahl (jetzt Guido Hofmann), Scheller und teilweise Gottschalk in Brand.

1902 wird ein eisernes Geländer am Dorfstraßengraben angebracht.

In Großhettstedt wurden öfter größere Militärmanöver abgehalten. So auch 1903. Die Offiziere, Wachtmeister, Feldwebel, Unteroffiziere und Grenzer wurden in Privathaushalten untergebracht und versorgt. Die zu den Einheiten gehörigen Pferde wurden durch die Landwirte versorgt.

Eine Volkszählung im Jahr 1905 erbrachte, dass in Großhettstedt in insgesamt 39 Haushalten 203 Einwohner leben. Davon waren 202 Personen evangelischen und eine katholischen Glaubens. Alle 33 Häuser waren bewohnt. Die Flur von Großhettstedt umfasste 600 ha. Davon waren 331 ha Acker- und Gartenland, 44 ha Wiese und 89 ha Wald. Das zuständige Amtsgericht und das Postamt befanden sich in Stadtilm.

Von 1910 bis 1913 wurde Großhettstedt elektrifiziert und die Haushalte an das Kraftwerk Thüringen in Gispersleben angeschlossen.

Wasseranschlüsse für die einzelnen Haushalte wurde in den Jahren 1912 bis 1916 verlegt. 1934 wurde eine neue Quelle erschlossen und Großhettstedt erhielt dann von dieser Quelle sein Wasser.

Im 1. Weltkrieg hatte Großhettstedt 6 und Kleinhettstedt 5 Todesopfer zu beklagen. Während des Krieges wurden die Glocken der Kirche von Großhettstedt eingeschmolzen. Erst 1928 ließ die Kirchgemeinde durch den Glockengießer Franz Schilling & Söhne aus Apolda drei neue Glocken gießen.

1925 wurde Großhettstedt von einem Hochwasser heimgesucht.

Nach einer Volkszählung vom 16. Juli 1925 hatte Großhettstedt 254 Einwohner.

Am 6. Juni 1926 feierten die Einwohner von Großhettstedt ein großes Kriegervereinsfest. Zu dieser Zeit hab es auch eine Theatergruppe in Großhettstedt.

Die Folgen des 1. Weltkrieges waren eine hohe Arbeistlosigkeit und eine inflationsbedingte Abwertung des Geldes, wodurch ein Brot teilweise 320 Milliarden Mark kostete.

Das Einwohnerverzeichnis von 1937 beschreibt den Ort wie folgt:

Großhettstedt liegt im Ilmtal, 4 km. von Stadtilm entfernt. Der Ort, gelegen im Landkreis Rudolstadt, wurde dann aber 1923 zum Landkreis Arnstadt geschlagen. Eine Volkszählung ergab 251 Einwohner. Das Gemeindegebiet ist 602 Hektar groß. 1910 wurde Großhettstedt an das Kraftwerk Thüringen in Gispersleben angeschlossen, 1914 wurde eine Hochdruckwasserleitung erbaut, die bei Ausbruch des Weltkrieges bis auf die Hausanschlüsse fertiggestellt war. Im Weltkrieg sind 6 Einwohner aus Großhettstedt auf dem Felde der Ehre geblieben. Zu ihrem Gedenken wurde 1928 mitten im Ort ein Ehrenmal errichtet. Während des Weltkrieges wurden auch die große und die kleine Kirchenglocke abgeliefert, die dann 1928 durch die Firma Schilling und Söhne in Apolda durch zwei neue Metallglocken ersetzt wurden.

Mit dem Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 schlossen sich auch Brüger aus Großhettstedt der Arbeiterfront, der SA und der NSDAP an.

Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges 1939 wurden auch Bürger aus Großhettstedt in den Krieg eingezogen. Während der Kriegsjahre wurden Lebensmittelkarten und Bezugsscheine eingeführt um eine gerechtere Verteilung der knapp gewordenen Waren zu erreichen. Zu den einheimischen Bewohnern kamen während des Krieges ausgebombte Frauen und Kinder aus dem Rheinland.

Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern wurden zur Arbeit in der Landwirtschaft herangezogen.

Kurz vor Kriegsende wurden durch Groß- und Kleinhettstedt große Züge mit Gefangenen aus den KZ-Lagern getrieben. Einige fanden auf diesen Gewaltmärschen vor Entkräftung oder durch Gewalt den Tod und sind auf den Friedhöfen der Orte beigesetzt.

In der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 wurden die Brücken in Kleinhettstedt gesprengt.

Am 11. April 1945 erreichten die amerikanischen Truppen Großhettstedt.

Im 2. Weltkrieg starben durch Kriegseinwirkung 18 Einwohner von Großhettstedt und 3 Angehörige von Evakuierten. In Kleinhettstedt gab es 9 Todesopfer zu beklagen und 2 Angehörige von Evakuierten.

Im Frühjahr 1946 kam es zu einem Hochwasser in Großhettstedt.

Im Herbst 1952 wurden die Höfe von Krieger, Scheller, Morgenroth und später Schmidt zu Volkseigenem Gut (VEG) zusammengefasst und somit dem Staat übertragen.

Am 20.06.1958 erfolgte die Gründung der LPG Typ I in Großhettstedt. Zum 01.01.1959 erfolgte die Umwandlung in Typ III. Die Bauern mussten somit nicht nur ihr gesamtes Ackerland und ihre Maschinen dem Kollektiv übertragen, sondern auch ihr Vieh und ihre Gehöfte. Am 07.10.1959 erfolgte dann der Zusammenschluss mit der LPG Dienstedt.

Aufgrund der Sozialisierung der Landwirtschaft ("Sozialistischer Frühling") wurden im April 1960 mit der Zwangskollektivierung die letzen Bauern zum Eintritt in die LPG gezwungen.

Am 14. Juli 1961 bildete die Gemeinde Kleinhettstedt zusammen mit der Nachbargemeinde Großhettstedt die neue Gemeinde Hettstedt.

Im Jahre 1969 wurde das Volkseigene Gut der LPG angegliedert.

Bis zum Jahre 1969 gab es in Hettstedt eine 3-Klassen Schule. Diese befand sich auf dem Schulhügel neben dem Kindergarten.

Am 27. September 1973 bildete die Gemeinde Dienstedt zusammen mit der Nachbargemeinde Hettstedt die neue Gemeinde Dienstedt-Hettstedt.

Der Ort wurde 1974 an das Kanalisationsnetz angeschlossen.

Am 6. Januar 1977 wurden die Grabmäler der 13 getöteten KZ-Häftlinge auf dem Friedhof zum Denkmal erklärt.

1978 wurde der Anbau der Gaststätte errichtet.

Am 10.03.1981 kam es für 3 Tage zu Hochwasser. Auch am 10. - 11.08.1981 und zum Jahreswechsel 1986/1987.

Zwischen 1988 und 1989 wurde der Konsum des Ortes rekonstruiert. Während dieser Zeit fand der Verkauf auf dem Saal des Ortes statt. Im April 1989 wurde der Konsum neu eröffnet.

Mit der Deutschen Einheit 1990 beginnt man das Land den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Viele Gehöfte wurden durch die LPG sehr heruntergewirtschaftet, wodurch es schwierig war weiter Landwirtschaft zu betreiben.

1990 wurde das Fachwerk des Gasthauses "Zum Weißen Schwan" erneuert, was wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes beigetragen haben soll. Das Gasthaus war Treffpunkt für Jung und Alt. Es befand sich dort auch ein Jugendclub. Der kulturelle Höhepunkt des Dorfes, die Kirmes, wurde im naheliegenden Saal gefeiert. Diese alte Tradition wird von der Dorfjugend Jahr für Jahr gepflegt.

Das Landratsamt des Ilm-Kreises verzeichnete für das Jahr 1994 für Großhettstedt 3 Sterbefälle, 1 Geburt, 2 Eheschließungen, 71 Bewohner evangelischen und 4 Bewohner katholischen Glaubens.

  • ilmtal-wappen
Am 01.06.1996 wurde Dienstedt-Hettstedt und die Gemeinden Ehrenstein, Großliebringen, Nahwinden, Niederwillingen und Singerberg zur Gemeinde Ilmtal zusammengelegt.